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Leben ohne wenn und aber und doppelten Boden, das geht nicht!

von | 1 Kommentar

Als Kind war es einfach so. Du lebtest im Hier und Jetzt.

Das funktionierte ganz automatisch, weil dir Vergangenheit und Zukunft total egal waren.

Eine Kugel Schokoladeneis. Endlich alleine zum Bäcker gehen. Die Tage im Kalender durchstreichen bis Weihnachten. Das war wichtig!

Das waren deine Glücksmomente.

Als Erwachsener sammelst du Sätze wie, das wird nicht funktionieren, weil es noch nie geklappt hat.

Und es wäre doch auch viel zu einfach, die Hand nach dem Glück auszustrecken und den morgendlichen Schluck Kaffee zu genießen, als wäre er der erste in deinem Leben.

Wozu sollte Einbildung gut sein?

Und dann gehst du zur Arbeit, auf die du gerade gar keine Lust hast. Und zack, das war’s schon für deine Chance auf ein einfaches Glück. Verpufft!

Und ehe du dich versiehst, vergeht wieder ein Jahr.

Was für ein Horror. Mach mal stopp und stell dir das hier vor!

Du stehst an einer Weggabelung: Der eine Weg bedeutet, alles bleibt beim Alten. Sicher, bequem, aber unbefriedigend. (Bis an dein Lebensende!) Der andere Weg, du findest Möglichkeiten, obwohl sie riskant und unbequem sein könnten, dich aber total glücklich machen. (Bis an dein Lebensende!)

Wofür würdest du dich entscheiden?

Gibt es diese eine Eigenschaft, die uns Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Die uns hilft, andere zu inspirieren, unsere Erfüllung zu finden und damit auch noch Geld zu verdienen? Ach, Quatsch!

Dazu möchte ich dir eine Geschichte erzählen.

In einem Dorf lebte ein Mann, der hatte drei Söhne: Der erste war stark. Der zweite war gut. Und der dritte war schlau.

Eines Tages sprach der Vater zu ihnen: „Es wird Zeit für euch zu heiraten. Im Nachbardorf wohnen reiche Leute, die eine Tochter haben. Geht dort hin und haltet um ihre Hand an. Einer von euch soll es zu etwas bringen!“

Da sprach er zu seinem ersten Sohn: „Du bist kein tüchtiger Mann, aber stark wie ein Löwe. Damit wirst du sie überzeugen. Geh, und mache mich stolz!“

Der erste Sohn war voller Übermut. Auf dem Weg in das Nachbardorf fällte er jeden Baum, der ihm in die Quere kam, mit seiner bloßen Hand.

Angekommen im Dorf, stand das Mädchen der reichsten Familie bereits staunend vor dem Haus. Um ihr noch mehr zu imponieren, stieg der junge Mann auf einem Baum und ließ es Äste regnen.

„Werde meine Frau“, rief er von oben herab, „ich bin der Stärkste hier. Einen besseren Mann wirst du nicht finden!“

„Ja, du bist stark, das sehe ich. Aber nun sind alle Bäume kaputt. Und unser Dorf braucht nicht in einem Jahr so viel Feuerholz, wie du geschlagen hast. Ich mache dir einen Vorschlag: Die Wasserquelle des Dorfes liegt sehr weit entfernt. Wasserholen ist für alle Dorfbewohner sehr beschwerlich. Trage also die Stämme auf den Hügel, spalte und höhle sie aus. Baue daraus eine lange Rinne, damit das Wasser der Quelle bis zu uns ins Dorf fließt.“

Der junge Mann tat wie ihm geheißen, denn er nahm an, dass ihn seine zukünftige Braut auf die Probe stellen wollte. Seine Arbeit sprach sich in Windeseile herum und bald kamen Leute aus benachbarten Dörfer zu ihm und wollten, dass er ihnen etwas ähnlich Nützliches baute.

Deshalb verabschiedete sich der erste Sohn von dem Mädchen: „Ich danke dir. Du hast mir gezeigt, dass ich mit meiner Stärke etwas bauen kann, das anderen nützt. Ich ziehe nun von Dorf zu Dorf und folge meiner Berufung. Heiraten kann ich dich nun leider doch nicht.“

Der junge Mann strahlte und ging.

Und das Mädchen antwortete: „Das macht nichts. Du hast uns als Konstrukteur gute Dienste geleistet. Aber der richtige Mann für mich bist du nicht. Leb wohl!“

Als der Vater der drei Söhne feststellte, dass sein erster Sohn nicht wiederkam und er zu keiner Hochzeit eingeladen war, schickte er seinen zweiten Sohn.

Er sagte: „Geh und heirate das reichste Mädchen des Nachbardorfes, denn du bist ein guter Mann. Deine Güte wird sie überzeugen. Zeig mir, dass du gut genug bist. Und richte dem ersten Taugenichts aus, dass er nicht wiederzukommen braucht!“

Der zweite Sohn zog mit hängenden Schultern von dannen. Auf ihm lastete das Unrecht der ganzen Welt. Was nützte es gut zu sein, wenn die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher wurden? Es war hoffnungslos. Und er begann zu weinen.

Angekommen im Dorf hörte das Mädchen der reichsten Familie das Wehklagen des zweiten Sohnes. Voller Mitgefühl fragte sie, was ihm solchen Kummer bereitete.

Als der junge Mann ihr seinen Schmerz erklärt hatte, seufzte er schwer: „Ich liebe die Menschen, ich bin ein guter Mann. Aber helfen kann ich ihnen nicht. Ihre Kinder verhungern, und ich kann nur zuschauen.“

Stirnrunzelnd überlegte das Mädchen.

Dann sagte es: „Ich mache dir einen Vorschlag. Du bist ein gerechter Mensch. Versammle alle um dich und frage, was ihre Armut verursacht.“

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des zweiten Sohnes.

„Wenn du weißt, was den Menschen fehlt“, fuhr das Mädchen fort, „kannst du zu den Reichen gehen und mit ihnen verhandeln. Stelle Forderungen, die allen gerecht wird. Dann werdet ihr euch einigen.“

Der junge Mann strahlte über das ganze Gesicht. Er umarmte das Mädchen überschwänglich.

„Dank dir bin ich nicht nur gut, sondern kann Gutes tun. Ich muss los, sagte er rastlos. Leider kann ich dich jetzt nicht mehr heiraten, ich werde viel zu tun haben.“

Das Mädchen lachte und zwinkerte ihm zu.

„Mach dir keine Sorgen. Ich glaube, du bist genauso wenig der richtige Mann für mich wie es dein Bruder war. Du bist der erste Vermittler zwischen Arm und Reich. Du wirst all deine Kraft für deine neue Aufgabe brauchen. Ich wünsche dir viel Glück!“

Als nun auch der zweite seiner Söhne nicht wiederkam, war der Vater sehr verärgert.

Er rief den dritten Sohn herbei und sagte: „Geh du, und heirate die reiche Tochter. Du bist der Schlauste meiner Söhne. Beweise es! Wenn auch du mich enttäuscht, brauchst du nicht wiederzukommen.“

Damit verabschiedete er sein letzten Sohn. Und dieser war froh, dass er seinem zornigen Vater entkommen konnte.

Auf dem Weg zum Nachbardorf zählte er zum Spaß seine Schritte, multiplizierte sie mit Pi, um dann ihre Wurzel zu ziehen. Er liebte die Mathematik. Aber auch die Sterne und die Musik. Da er sich aber keine Texte merken konnte, sang er in Zahlen.

Das hörte das Mädchen der reichsten Familie und wunderte sich.

Sie fragte: „Warum singst du in Zahlen, wenn es doch so schöne Texte gibt?“

„Ich kann sie mir nicht merken“, antwortete der dritte Sohn. „Außerdem bin ich hier, um dich zu heiraten. Mein Vater hält mich für den schlausten seiner Söhne, überzeugt dich das?“

Sie erwiderte prompt: „Ist es schlau, nicht davon überzeugt zu sein, wenn man es ist?“

Der schlauste der drei Brüder betrachtete sie anerkennend.

Sie fuhr fort: „Ich mache dir einen Vorschlag. Das Alphabet hat 26 Buchstaben. Jeder Buchstabe hat eine Zahl. Reihe diese Zahlen aneinander, dann kannst du dir Worte und ganze Texte merken.“

Der Einfall des Mädchens erhellte die Mine des jungen Mannes. Warum war er nicht selbst darauf gekommen?

„Außerdem“, bemerkte das Mädchen, „möchte ich, dass du mir etwas ausrechnest: Welches Sternbild stand am Horizont, als meine Eltern sich verliebten?“

„Nichts leichter als das“, sagte der dritte Sohn. Und die Berechnung machte ihm mehr Spaß als alles je zuvor.

Als die Eltern des Mädchens davon erfuhren, waren sie überglücklich.

Plötzlich kamen viele Paare aus den umliegenden Dörfern zu dem jungen Mann, um das Sternbild ihrer Liebe zu erfahren.

Da er außerdem gelernt hatte, schöne Texte zu singen, konnte er den Verliebten ein Ständchen bringen, während sie in den Abendhimmel schauten.

Das Glück der Anderen erfüllte auch das Leben des letzten Sohnes. Er beschloss, nie wieder in seine Heimatdorf zurückzukehren und durch die Lande zu ziehen.

Er verabschiedete sich von dem Mädchen.

„Ich danke dir. Du hast mir gezeigt, dass es das Schönste ist, andere glücklich zu machen. Ich ziehe weiter, um meine Brüder zu finden. Sie sind mir die Nächsten und sollen von meinem Glück erfahren. Bitte sei mir nicht böse, dass ich dich nun doch nicht heiraten kann.“

„Gern geschehen“, erwiderte das Mädchen. „Ich freue mich, dass du deine Gabe erkannt hast. Und sehe ein, dass du mich nun nicht mehr heiraten kannst. Du wirst die Richtige sicher finden.“

Indessen wartete der Vater vergeblich auf seine Söhne.

Als er einsah, dass keiner seiner Söhne das reichste Mädchen des Nachbardorfes geheiratet hatte, wurde er rot vor Wut.

Voller Zorn stapfte er in das Dorf und rüttelte an der Tür der reichsten Familie.

Er riss so stark an ihr, dass sie aus den Angeln brach. Pah, das sollten die reichsten Leute im Dorf sein?

Erschrocken wichen ein einfach gekleideter Mann und seine Frau vor ihm zurück.

„Wo sind meine Söhne?“, polterte der wütende Gast. „Waren sie nicht gut genug für eure Tochter?“

„Ich bitte um Verzeihung, mein Herr. Meine Tochter? Die ist bereits vor langer Zeit gestorben.“

Der Vater der drei Brüder blickte verwirrt drein.

„In meinem Dorf sagt man sich, ihr seid die reichste Familie hier und habt eine Tochter. Deshalb habe ich meine drei Söhne geschickt. Aber keiner von ihnen ist wiedergekommen. Dieser Ort ist verhext!“

„Ganz und gar nicht, guter Mann“, sagte der Vater des toten Mädchens. „Es ist richtig. Wir sind die Reichsten hier, weil wir eine Tochter hatten, die stark, gut und schlau war. Sie besaß die einzigartige Eigenschaft, anderen Menschen zu helfen, ihre wahre Berufung zu finden.“

„Wozu soll das nützen“, polterte der eingebildete Mann. „Alles, was zählt, ist Ruhm und Geld.“

„Die Eigenschaft unserer Tochter, die andere glücklich machte, war ihre Kreativität. Mit ihr inspirierte sie die Menschen.“ Der Vater des Mädchens hielt einen Moment inne.

„Jeder sollte ein erfülltes Leben führen – mit der Aufgabe, die ihm am wichtigsten ist. Und obwohl meine Tochter fort ist, geschehen hier immer noch Wunder: Ein Konstrukteur brachte uns Wasser, ein Vermittler vertrat unsere Rechte und ein Mathematiker brachte uns unsere Liebe zurück.“

„Ihr seid nicht reich“, sagte der Mann herablassend, „nur genauso dumm wie meine törichten Söhne.“

„Eure Söhne, mein Herr, haben erkannt, dass es immer nur unsere Tochter war, die uns reich machte. Sie zeigte jedem von uns, was wir aus unseren Stärken machen können. Und dass es sich zu leben lohnt anstatt nur auf den Tod zu warten.“

Damit verabschiedete er sich von dem Vater, der allein auf dem Weg zurückblieb und nichts verstanden hatte.

Was aber blieb, waren die Menschen, die ihrer Berufung folgten und damit glücklich wurden.

Ende

Diese Geschichte ist frei erfunden. Ein Märchen.

Entscheide selbst, ob es in deinem Leben Möglichkeiten gibt, die du nicht auf ausgetrampelten Pfaden findest.

Du hast es in der Hand oder unter den Füßen. Hier und jetzt. Ich bin gespannt.

Deine Sonja
PS: Lebe das Leben, das du leben willst. Mit Gelassenheit. Und Spaaaß!

1 Kommentar
  1. Wie wunderbar!

    Da erkennen wir uns wieder, in der Tochter, oder?

    Sei herzlichst umarmt, liebe Kollegin.
    Bleibt “negativ” und positiv zugleich.

    Herzlichst Christina

    Antworten

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